Die Menschen im Leihamt: Dirk Kieck, Schätzer

14.März 2023

Dirk Kieck, Schätzer im Leihamt Mannheim | Foto: Axel Heiter

Dirk Kieck ist ein Mann, der weiß, was er will. Binnen kürzester Zeit erwarb der gelernte Kfz-Mechaniker vor über 25 Jahren die Kompetenz, als Schätzer für das Leihamt in Mannheim zu arbeiten. Seitdem prüft und taxiert er Wertgegenstände, für die die Kundschaft im Gegenzug einen Pfandkredit erhält.

Was brauchen ein Schätzer oder eine Schätzerin im Leihamt Mannheim? Ein gutes Auge, Fachwissen über die Wertgegenstände, die am Schalter angeboten werden, und ein Händchen im Umgang mit Menschen. Dirk Kieck bringt alle drei Voraussetzungen mit. So bestand er 1999 die Prüfung zum Diamantgutachter in Idar-Oberstein,der Edelsteinmetropole in Rheinland-Pfalz. In mehr als zwei Jahrzehnten im Leihamt Mannheim hat er schon unterschiedlichste Pfänder unter die Lupe genommen und Menschen aus allen erdenklichen Lebensbereichen beraten.

Genau das macht den Reiz für den 56-Jährigen aus. „Am Morgen weiß ich noch nicht, wen ich am Abend bedient haben werde.“ Wenn der eine Kunde mit einem Pfandkredit über 50 Euro für eine gut erhaltene Fossiluhr zur Kasse geht, kann es sein, dass die nächste Kundin eine Rolex-Luxusuhr für 50.000 Euro beleiht.

Doch was genau bringen die Menschen Tag für Tag ins Leihamt? „Uhren, Gold und Schmuck sind jeden Tag dabei“, sagt Kieck. Bisweilen prüft er auch Ölgemälde, Bronzefiguren, Märklin-Eisenbahnen oder Figuren der Porzellanmanufakturen KPM und Meißen. Seit Sommer letzten Jahres beleihen der gebürtige Rheinländer und sein Kollegium sogar Designertaschen und Portemonnaies sowie Gürtelschnallen der Marken Michael Kors, Hermès, Louis Vuitton, Gucci, MCM und Prada.

 

Goldankauf im Leihamt

Ein besonderes Überraschungsei sind die Säckchen oder Döschen mit alten Eheringen, Goldketten, Münzen oder altem Schmuck, den Erbinnen und Erben vorbeibringen. Sie tauchen oft auf, wenn nach dem Tod von Menschen der Haushalt aufgelöst wird. Die Schätze, die dann herauspurzeln, breitet Kieck sorgfältig auf dem Tablett aus, sortiert sie, wiegt sie und begutachtet jedes Stück einzeln.

Durch den derzeit hohen Goldpreis und die mangelnde Erfahrung der Kundschaft mit Schmuck kommen dabei oft erkleckliche Sümmchen heraus. „Eine Kundin hatte auf 150 Euro Erlös gehofft“, erzählt Kieck. Weil jedoch ein vermeintlich unscheinbarer Stein sich als 1,5-Karat-Brillant entpuppte, konnte das Team ihr 1.500 Euro auszahlen. Überglücklich verließ die Frau das Leihamt in D 4.

 

Teilzeit statt Vollzeit

Weil Kieck ein Mann ist, der weiß, was er will, arbeitet er seit über zehn Jahren an drei statt fünf Tagen in der Woche, um sich mehr um seine Tochter und den Haushalt kümmern zu können. In seiner Freizeit streift er gern über Flohmärkte der Region Rhein-Neckar und restauriert Oldtimer und historische Fahrräder. Als Kieck seinerzeit die Bitte um Teilzeit äußerte, gab unser Chef, Jürgen Rackwitz, rasch grünes Licht.

Über viele Jahrzehnte hat sich das Leihamt das Vertrauen der Bevölkerung in Mannheim und Rhein-Neckar erarbeitet. Deshalb werden Kieck und seine Kolleginnen und Kollegen manchmal auch um Zweitmeinungen gebeten, was die Schätzung von Gold und anderen Wertgegenständen betrifft. Der Schätzer ist froh, im kommunalen Leihamt zu arbeiten: „Mein Job ist ein absoluter Glücksgriff. Durch die Gespräche mit der Kundschaft bekomme ich einen Auszug des öffentlichen Lebens eins zu eins mit. Ich genieße eine hohe Arbeitsplatzsicherheit, werde tariflich bezahlt und die Arbeitsatmosphäre ist prima.“

 
Autorin: Stefanie Badung

Das Leihamt stellt vor: Das Crédit Municipal de Paris

28.Februar 2023

Credit Municipal de Paris | Quelle: Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Als letztes deutsches kommunales Pfandhaus blicken wir stolz auf unsere eigene lange Geschichte zurück. Aber es gibt viele interessante Pfand- und Auktionshäuser im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Sicher fallen Ihnen direkt selbst einige ein. Die Berühmtesten möchten wir Ihnen etwas genauer vorstellen.

Nach dem Dorotheum in Wien blicken wir diesmal auf das Crédit Municipal de Paris, das älteste Pariser Finanzinstitut und eines der ältesten Auktions- und Pfandhäuser in Europa überhaupt. Gegründet wurde es im Jahr 1777, um notleidenden Familien finanzielle Unterstützung zu bieten. Im Laufe seiner mehr als 240-jährigen Geschichte wurde es zu einem wichtigen sozialen Akteur, der sogar Bildungsprogramme und andere Hilfsmaßnahmen für Bedürftige organisiert.

Zwei Beinamen, unter denen das Crédit Municipal de Paris auch bekannt ist, spielen auf dessen Ursprung und Rolle an: „Mont-de-Piété“ bedeutet „Berg der Barmherzigkeit“ und bezieht sich auf die Wurzeln als kirchliche Einrichtung nach dem Vorbild spätmittelalterlicher italienischer Leihhäuser. „Ma Tante“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung und bedeutet „Meine Tante“. Es ist eine Anspielung darauf, dass das Pfandhaus von den Bürger:innen wie eine freundliche Verwandte empfunden wird, die einem in schwierigen Zeiten hilft.

Das beeindruckende Gebäude aus dem 17. Jahrhundert befindet sich seit jeher im Zentrum von Paris. Es wurde im Laufe der Zeit mehrfach renoviert und erweitert und verfügt über einen eleganten Empfangsbereich, ein Museum, einen Konferenzsaal und einen Konzertsaal.

 

Unterstützung bei finanziellen Notlagen

Ins Leben gerufen wurde das Institut auf Betreiben von Théophile Bertin, der damals ein einflussreicher französischen Minister war. Es sollte eine Alternative zu den Wucherzinsen anderer Pariser Geldverleiher bieten, indem es armen Familien die Möglichkeit bot, Wertgegenstände zu verpfänden und sich auf diese Art etwas Geld zu leihen.

Heute bietet das Crédit Municipal de Paris eine Vielzahl von Finanzdienstleistungen an, darunter beispielsweise auch Sparkonten. Doch zu den Hauptaktivitäten gehört nach wie vor die Pfandleihe. Die meisten Pfandgegenstände sind Schmuck, Uhren, Edelsteine und Gold. Aber auch Kunstgegenstände, Bücher und Antiquitäten werden angenommen.

Regelmäßig finden Auktionen statt, bei denen die nicht ausgelösten Pfandgegenstände versteigert werden. Sie finden in der Regel im hauseigenen Auktionssaal statt und sind auch online zugänglich. Das Crédit Municipal de Paris arbeitet eng mit Experten und Spezialisten zusammen, um sicherzustellen, dass die Bewertungen und Schätzungen der Objekte korrekt sind.

 

Historisch bedeutende Auktionen

In den vergangenen Jahrhunderten hat das Crédit Municipal de Paris zahlreiche historisch bedeutende Auktionen durchgeführt.

 

Eine faszinierende Institution

Das Crédit Municipal de Paris ist ein Ort, an dem man echte Pariser Geschichte erleben kann. Dazu kann man an einer der regelmäßig stattfindenden Auktionen teilnehmen oder einfach das historische Gebäude und die Ausstellungen im Museum des Hauses erkunden.

Wer des Französischen mächtig ist, findet viele weitere Informationen auf der offiziellen Webseite https://www.creditmunicipal.fr.

Autor: Markus Biedermann

Das Leihamt stellt vor: Das Dorotheum in Wien

31.Januar 2023

Auktion im Dorotheum | Fotograf: Bartwatching, Quelle: flickr (CC BY-ND 2.0)

Als letztes deutsches kommunales Pfandhaus blicken wir stolz auf unsere eigene lange Geschichte zurück. Aber es gibt viele interessante Pfand- und Auktionshäuser im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Sicher fallen Ihnen direkt selbst einige ein. Die Berühmtesten möchten wir Ihnen etwas genauer vorstellen.

Den Anfang macht das 1707 in Wien gegründete Dorotheum. Dort befindet es sich noch heute im Herzen der Stadt. Das größte Auktionshaus Österreichs veranstaltet neben den regulären Auktionen auch Privatverkäufe und Online-Auktionen.

An insgesamt einem Dutzend Standorten geben die österreichischen Experten ihre Bewertungen und Schätzungen in Bereichen wie Kunst, Antiquitäten, Schmuck, Uhren, Münzen, Briefmarken, Bücher usw. ab. Zudem arbeitet man mit Museen, Galerien und anderen Institutionen zusammen. Dadurch können bei den Versteigerungen oft ganz besonders interessante und wertvolle Objekte angeboten werden.
 

Historisch bedeutende Auktionen

Foto rechts: Im Palais Dorotheum in Wien (Quelle: Gryffindor/Wikimedia)

Das Dorotheum hat im Laufe seiner Geschichte viele hochkarätige Auktionen abgewickelt.

 

 
Der Hauptsitz in Wien ist das prestigeträchtige „Palais Dorotheum“, ein wunderschönes historisches Gebäude, das 1894 erbaut wurde. Es verfügt über ein Café, ein Restaurant und einen großen Empfangssaal, der auch für Veranstaltungen genutzt wird. Nicht nur für Kunst- und Antiquitäten-Liebhaber ist das Palais eine Attraktion, sondern für alle, die sich für die Geschichte und Kultur Wiens interessieren.

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn Sie nicht vorhaben, auf etwas zu bieten! Vieles mehr über das Dorotheum erfahren Sie auf dessen Webseite dorotheum.com.
 
Autor: Markus Biedermann

Das Leihamt digitalisiert die Pfandleihe

13.Dezember 2022

Geschäftsführer Jürgen Rackwitz freut sich über das Prüfungsergebnis | Foto: Axel Heiter

Das Leihamt macht durch die Implementierung des Systems Leihhaus.One einen großen Schritt in Sachen Digitalisierung. Jetzt hat die Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg die einwandfreien Abläufe der SAP Business One Lösung bestätigt.

Testat der GemeindeprüfungsanstaltDie Digitalisierung schreitet auch im Pfandkreditgewerbe voran. Das neue System des Leihamts stellt Funktionen bereit, die eine einheitliche Steuerung der wichtigsten Geschäftsbereiche ermöglicht, zum Beispiel das Pfänder- und Kundenmanagement.

Von der dadurch erreichten besseren Sicherheit und Effizienz profitieren natürlich die Kunden und Kundinnen des Leihamts. Dabei sind die schnelleren Abläufe nur einer von vielen Vorteilen.

 

Historisches Gebäude trifft auf modernste Infrastruktur

Die von OSC Smart Integration eigens für das Mannheimer Traditionshaus entwickelte Lösung wurde von der Gemeindeprüfungsanstalt Baden-Württemberg erfolgreich getestet.

„Damit ist das Leihamt die einzige Pfandleihe in ganz Baden-Württemberg, deren IT-System amtlich geprüft wurde. Das ist ein Qualitätsmerkmal“, sagt Jürgen Rackwitz, Geschäftsführer des Leihamts.

Leihhaus.One® ist ein wichtiger Schritt im Zuge der umfassenden Digitalisierung aller Pfandleihprozesse. Das Leihamt geht diesen Weg konsequent weiter, um sich zusätzliche wirtschaftliche und finanzielle Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Das Testat der Gemeindeprüfungsanstalt können Sie hier als PDF laden.

 

Autor: Markus Biedermann

Die Menschen im Leihamt: Frank Kucharski, allgemeine Verwaltung und Team Geschäftsführung

29.November 2022

Frank Kucharski, Verwaltungsfachangestellter im Leihamt Mannheim | Foto: Axel Heiter

Frank Kucharski könnte man mutterseelenallein im tiefsten Urwald aussetzen und sich sicher sein: Der findet seinen Weg da raus und lernt nebenbei so viel Wissenswertes, dass er danach eine neue Karriere starten kann. Im Leihamt hat er vor zehn Jahren als externer Wachmann angefangen. Heute arbeitet er direkt unserem Geschäftsführer, Jürgen Rackwitz, als Verwaltungsangestellter zu.

Dazwischen lagen viele Weiterbildungen, denn der gebürtige Mannheimer lernt gern Neues dazu. Seine Komfortzone zu verlassen – das liegt ihm im Blut. Und so ging es für Kucharski vom Wachdienst ins Lager, dann zur Neben- und Hauptkasse und schließlich in die allgemeine Verwaltung. Praktisch nebenbei machte der 41-Jährige den Abschluss zur IHK-geprüften Schutz- und Sicherheitskraft.

Seitdem ist er in Doppelfunktion unser Gefahrenschutz- und Gesundheitsschutzbeauftragter. So kümmert er sich beispielsweise darum, dass unsere Geldzählmaschinen regelmäßig gewartet werden, unsere Brandmelder stets einsatzbereit sind und in der Pandemie unseren Kolleg:innen Impfangebote zur Verfügung standen. Demnächst will er sogar seinen Meister für Schutz und Sicherheit machen.

 

Versteigerung und Nachverkauf von Pfändern

Darüber hinaus ist Kucharski sowohl First-Level-Support in puncto IT als auch Ansprechpartner für die Kriminalpolizei. Er beauftragt Fremdfirmen, bestellt Gebrauchsgegenstände, bereitet Versteigerungen vor und unterstützt das Team im Nachverkauf. Denn immer dann, wenn Pfänder bei der regulären Versteigerung keine neuen Besitzer:innen finden, können diese Wertgegenstände beim Nachverkauf in den Räumen des Leihamts in D4 erworben werden – oftmals zu einem attraktiven Preis.

Bevor es jedoch überhaupt zu einer Versteigerung kommt, informiert Kucharski die betroffene Kundschaft darüber, dass ihre Schätze unter den Hammer kommen sollen. „Das ist ein Sonderservice, den das Leihamt bietet“, erklärt er. Denn natürlich könne es vorkommen, dass man Säumnistermine aus den Augen verliere. „In diesem Fall haben die Kund:innen die Chance, den Pfandkredit zu verlängern, indem sie die Zinsen und Gebühren für die abgelaufene Zeit sowie eine 10%ige Abzahlung des Darlehens leisten. „Bei Uhren oder Schmuck entfällt die Abzahlung sogar.“

 

In stern-tv-Reportage zum Pfandkredit

Seit 2012 ist der ehemalige Zeitsoldat bei uns im Leihamt und hat hier seinen Traumjob gefunden. „Langweilig ist es nie. Denn jeder Tag verläuft komplett anders.“ Dass er das Leihamt von der Pike auf kennengelernt hat, macht ihn zur guten Seele des Hauses. Denn er kennt das einzige kommunale Pfandhaus Deutschlands vom Dachboden bis zum Keller. Zuletzt sah dies das TV-Publikum bei der Reportage, die stern TV bei uns gedreht hat. Sein wichtigster Satz, „Es gibt keinen Grund, dass man sich schämen muss, ins Leihamt zu kommen“, hat enorme Resonanz gefunden.

Was war eigentlich das aufregendste Erlebnis in den vergangenen zehn Jahren? „Die Versteigerung einer Rolex Sea-Dweller red! Denn sie erzielte deutlich mehr als das, was an Pfandkredit, Zinsen und Gebühren offen war: 20.000 Euro!“ Auch der Kunde dürfte sich darüber gefreut haben, denn dieser sogenannte Mehrerlös wanderte direkt in seine Tasche. Und genau das ist es auch, was Kucharski beim Leihamt so große Freude macht: „Wir können für die Menschen da sein.“

 

Autorin: Stefanie Badung

„Jetzt weiß ich, dass ein echter Krügerrand auch gut klingen muss“

23.November 2022

Jürgen Rackwitz und Peter Lapré (re.) empfangen Herrn Paulsen (li.) und die weiteren Mitglieder des IHK-Netzwerks Kleinunternehmen | Foto: Axel Heiter

Das IHK-Netzwerk Kleinunternehmen nahm im November an der „Goldenen Stunde im Leihamt“ teil. In dieser Vortragsreihe empfangen wir Vereine, Verbände und andere Vereinigungen. Einblicke in die Abläufe bei Deutschlands einzigem öffentlich-rechtlichen Pfandhaus runden das Programm ab.

Der Vortrag dieser „Goldenen Stunde“ beleuchtete den Pfandkredit, „das unbekannte Finanzinstrument“. Bei Gründer:innen ist die Alternative zu einem Bankkredit zuletzt zum Geheimtipp avanciert, doch an größerer Bekanntheit unter Geschäftstreibenden fehlt es noch.

Der Betriebsleiter des Leihamts, Anton Meinzer, ging deshalb sehr gezielt darauf ein, wie man den Pfandkredit als Unternehmer:in strategisch einsetzen kann.

Die Mitglieder des Netzwerks Kleinunternehmen stammen aus unterschiedlichen Branchen und sind in der Rhein-Neckar-Region tätig. Sabine Krauss ist selbstständige Finanzberaterin für Baufinanzierung. Sie war „…beeindruckt, dass [das Leihamt] auch privaten, selbstständigen oder kleineren Unternehmen bei zwischenzeitlichem Liquiditätsbedarf“ hilft.

Welche Fallbeispiele ihr in den Sinn kommen und an welche Vorteile sie konkret denkt, hat sie in einem öffentlichen Posting bei LinkedIn ausgeführt.

 

Ein Blick hinter die Kulissen

Ein wichtiger Bestandteil der „Goldenen Stunde im Leihamt“ ist eine Führung durch das Haus, bei der unsere Besucher Einblicke in die Architektur, das Lager und die Arbeitsplätze unserer Schätzer:innen erhalten.

„Sehr spannend, was es im Leihamt alles zu entdecken gibt“, fasst Lars Paulsen, einer der Ansprechpartner des Netzwerks Kleinunternehmen der IHK Rhein-Neckar, seine Eindrücke zusammen. Er fährt fort: „Dank Herrn Meinzer weiß ich jetzt, dass ein echter Krügerrand auch gut klingen muss. Beeindruckt hat mich, dass als Pfand auch Märklin-Eisenbahnen, Werkzeuge und Musikinstrumente eingelagert werden.“

Im Anschluss an Vortrag und Führung blieb wieder Zeit für das gemeinsame Netzwerken. Wir danken unseren Gästen herzlich für den angenehmen Austausch und freuen uns schon auf die nächste „Goldene Stunde“ im Frühjahr 2023.

 

Wann schlägt Ihre Goldene Stunde im Leihamt?

Falls Sie mit Ihrer Gruppe auch einmal an der „Goldenen Stunde im Leihamt“ teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an Frank Kucharski (Tel. 0621 12013 12, Email kucharski@das-leihamt.de).

 

Autor: Markus Biedermann
Fotos: Axel Heiter

Das Leihamt Mannheim empfängt zur „Goldenen Stunde“

27.Oktober 2022

Jürgen Rackwitz und Frank Kucharski empfangen den Stadtteilverein Neuostheim e.V. zur Goldenen Stunde im Leihamt | Foto: Axel Heiter

Die „Goldene Stunde im Leihamt“ ist eine Serie exklusiver Veranstaltungen. Wir empfangen geladene Gäste, darunter Vereine, Verbände und andere Vereinigungen, um in unserem Hause einen spannenden Vortrag zu einem aktuellen sowie relevanten  Thema zu erleben. Durch ein rundes Rahmenprogramm vermitteln wir zudem vielfältige Eindrücke von Deutschlands einzigem öffentlich-rechtliches Pfandhaus.

Die Besucher entdecken während der „Goldenen Stunde“ die beeindruckende Architektur unseres historischen Gebäudes, erkunden das Lager und erfahren an den Arbeitsplätzen unserer Schätzer:innen, wie man den Wert eines Pfandes ermittelt. In unserem Versteigerungssaal werden mitgebrachte Gegenstände von unseren Expert:innen geschätzt.

Wir freuen uns sehr darüber, dass dieses Konzept positiv angenommen wird. So teilte uns Stefan Bickmann, der 1. Vorsitzende des Stadtteilvereins Neuostheim e.V., im Anschluss an die Veranstaltung mit: „Ich habe mit vielen Mitgliedern gesprochen, die von unserem Besuch sehr begeistert waren“. Den Vortrag von Geschäftsführer Jürgen Rackwitz lobt er als „informativ, lebendig und humorvoll“.

Auch für unsere Mitarbeiter:innen ist die „Goldene Stunde“ ein schöner Anlass, um einen Schritt aus dem sonstigen Arbeitsalltag herauszutreten. Selten lassen sich wissenswerte Fakten rund um die Pfandleihe, den Edelmetallhandel und anderes mehr in solch lockerer Atmosphäre vermitteln.

Im Anschluss an Vortrag und Führung bleibt den Besuchergruppen im Rahmen der „Goldenen Stunde“ immer ausreichend Zeit für ein Get-together und gemeinsames Netzwerken. Für das leibliche Wohl ist dabei selbstverständlich gesorgt.

Und wann schlägt Ihre Goldene Stunde im Leihamt?

Falls Sie mit Ihrer Gruppe auch einmal an der „Goldenen Stunde im Leihamt“ teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte an Frank Kucharski (Tel. 0621 12013 12, Email kucharski@das-leihamt.de).

 

Autor: Markus Biedermann
Fotos: Axel Heiter

Was ist eigentlich eine Vorfälligkeitsentschädigung?

19.Oktober 2022

Simone hätte bei einem Pfandkredit mehrere Vorteile | Foto: Kristina Paukshtite (Pexels)

Simone freut sich. Gerade hat ihr Arbeitgeber ihr für das gelungene Projekt einen Bonus ausbezahlt, mit dem sie in ein Schwarzwald-Wochenende fahren könnte. Pragmatisch wie sie ist, nutzt sie das Geld aber lieber, um einen Teil ihres Bankkredits vorzeitig zu tilgen. Je schneller sie ihren Kredit zurückzahlt, desto weniger kostet er sie unterm Strich – so zumindest ihr Gedanke.

Ihre Freude wird jedoch getrübt, als sie erfährt, dass ihr ihre Bank für die vorzeitige Tilgung eine stattliche Gebühr berechnet – die so genannte Vorfälligkeitsentschädigung. Simone ist entsetzt und ärgert sich über die vermeintliche Wucherpolitik der Bank.

 

Was ist da passiert?

Schauen wir uns die Hintergründe an: Wenn eine Bank einen Kredit vergibt, so verlangt sie dafür Zinsen. Die werden über die gesamte Laufzeit festgeschrieben, das heißt wie auch immer sich das Zinsniveau auf dem Geldmarkt ändert: Simone zahlt immer den gleichen Prozentsatz für ihr Darlehen.

Die Bank wiederum refinanziert Kredite über Einlagen oder Anleihen. Dafür zahlt sie auch Zinsen, aber weniger als sie von Simone für ihren Kredit bekommt – diese Differenz ist die Marge der Bank. Idealerweise haben solche Anleihen die gleiche Laufzeit wie der damit finanzierte Kredit. Dies nennt man Fristenkongruenz und auf diese Weise sichert sich die Bank über die gesamte Laufzeit ihre Marge.

Wenn Simone nun ihren Kredit vorzeitig tilgt, erhält die Bank Geld zurück, das ihr keine Zinsen mehr bringt. Ihre Zinsverpflichtungen aus der Refinanzierung laufen allerdings weiter. Die Bank muss dann versuchen das erhaltene Geld anderweitig anzulegen, unter Umständen zu schlechteren Konditionen: Sie erleidet einen so genannten Refinanzierungsschaden. Außerdem entgeht ihr für den Rest der Laufzeit die Marge, es kommt zusätzlich zu einem Margenschaden. Für diese Schäden muss Simone aufkommen.

Man kann es auch anders ausdrücken: Der Bank geht ein erwarteter Gewinn verloren und den holt sie sich von Simone in Form der Vorfälligkeitsentschädigung zurück.

 

Ein Pfandkredit kann günstiger und flexibler sein

Während bei der Bank die Gewinnerzielungsabsicht im Vordergrund steht, arbeitet das Leihamt gemäß seiner Satzung dafür, möglichst allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich in einer finanziellen Notlage befinden, zu helfen.

Natürlich will und muss auch ein Pfandleiher Geld verdienen. Aber: Die Konditionen eines Pfandkredits sind oftmals günstiger als die eines Bankkredits, die Zusage erfolgt wesentlich schneller und auch in punkto Flexibilität hat das Leihamt den Banken einiges voraus.

Hätte Simone einen Pfandkredit, so könnte sie jetzt mit ihrem Bonus ihr Pfand früher als geplant auslösen. Sie würde Zinsen und Gebühren sparen und könnte ihre Wertsachen, die sie hinterlegt hat, viel früher wieder in Empfang nehmen. Nachteile erleidet sie dabei keine. Keine Strafzinsen. Keine Vorfälligkeitsentschädigung. Keine Rede vom Margenschaden. Sie behält die volle Kontrolle über ihre Finanzen.

Fazit: Ohne Vorfälligkeitsentschädigung beim Pfandkredit können Kund:innen nur gewinnen, aber nie verlieren.

 

Autor: Stephan Kirchner

Ab sofort gibt es Pfandkredite für Designertaschen

16.September 2022

Echt oder Fake? Mode- und Markenexpertin Anela Franjkovic machte das Team des Leihamts fit in der Beurteilung von Designertaschen und -accessoires (v.l.n.r: Schätzer Dirk Kieck, Anela Franjkovic, Betriebsleiter Anton Meinzer, Geschäftsführer Jürgen Rackwitz) | Foto: Axel Heiter

Wer kennt das nicht? Sie brauchen Geld – und zwar dringend. Was tun? Ganz einfach: Klemmen Sie sich Ihre Designertasche unter den Arm und kommen Sie zu uns ins Leihamt in D4. Denn ab sofort beleihen wir Taschen, Geldbörsen, Brieftaschen und Gürtelschließen der Marken Michael Kors, Hermès, Louis Vuitton, Gucci, MCM und Prada.

Dass unser Leihamt Gold, Silber, Schmuck und Uhren beleiht, ist nun wirklich keine Neuigkeit, die die Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar hinter dem Ofen hervorlockt. Immerhin helfen wir den Mannheimer:innen mit Pfandkrediten schon seit über 200 Jahren dabei, kurzfristige finanzielle Engpässe zu überwinden. Aber auch Pfänder gehen mit der Mode. Wer in den Achtzigern einen Pfandkredit brauchte, kam nicht selten mit Teppichen, Lederjacken, Gemälden oder Pelzen zu uns ins Leihamt. Heute gäbe es dafür keine müde Mark oder, Pardon, keinen müden Euro. Denn Pfänder müssen vor allem eins sein: wertstabil.

 

Pfänder müssen wertstabil sein

Auf Designertaschen und Markenaccessoires wie Geldbörsen, Brieftaschen oder Gürtelschließen trifft das zu. Nicht selten gewinnen einzelne Taschenmodelle sogar erstaunlich an Wert. Weltberühmt ist die sogenannte Birkin Bag. Deren Hersteller Hermès verknappt das Angebot dermaßen, dass es jahrelange Wartelisten gibt. Damit steigen sowohl die Begehrlichkeit als auch der Wert der Modelle, die eine Trägerin gefunden haben. Und das in sensationeller Art und Weise. Denn zwischen 1980 und 2015 hatte die Birkin Bag eine Rendite von 14,2 Prozent – und war damit besser als der Goldpreis und der S&P-500-Aktienindex.

 

Je höher die Nachfrage, desto höher der Pfandkredit

Aber so legendär müssen die Pfänder beileibe nicht sein, damit sie im Leihamt ihren Besitzer:innen einen Pfandkredit verschaffen. Die Höhe des Pfandkredits hängt dabei von zwei Faktoren ab: In welchem Zustand ist die Designertasche? Welche Preise erzielt das Modell im Secondhand-Markt? Generell gilt die Formel: Je höher die Nachfrage nach einem Modell, desto höher der Pfandkredit. Beispiel: Eine gut erhaltene „Hamilton MD Satchel“ des beliebten amerikanischen Labels Michael Kors, die in einem Secondhand-Verkaufsportal für circa 165 Euro zu erwerben ist, würde den Besitzer:innen im Leihamt einen Pfandkredit in Höhe von rund 130 Euro verschaffen, also eine circa 80-prozentige Beleihung auf den Secondhand-Preis.

 

Michael Kors, Hermès, Louis Vuitton, Gucci, MCM und Prada

„In einem ersten Schritt beleihen wir Designertaschen oder -accessoires der Marken Michael Kors, Hermès, Louis Vuitton, Gucci, MCM und Prada“, erklärt unser Betriebsleiter Anton Meinzer. Das Portfolio, das eine möglichst breite Spanne von Altersgruppen anspricht, soll aber schrittweise ausgebaut werden. Die Marke Michael Kors beispielsweise, die mit Supermodel Bella Hadid kooperiert, steht bei jüngeren Konsument:innen hoch im Kurs. Diese junge Generation hat im Gegensatz zu der der Eltern und Großeltern selten Gold oder Schmuck. „Aber auch ihnen wollen wir eine Chance geben, einen kurzfristigen finanziellen Engpass zu überbrücken“, sagt Rackwitz.

Beliehen werden bei uns im Leihamt folgende Sortimente:

 

Echt oder Fake?

Grundbedingung einer Beleihung ist – natürlich – die Echtheit der präsentierten Taschen und Accessoires. Um die Authentizität prüfen zu können, hat unser Schätzer:innen-Team einen Workshop bei der Mode- und Markenexpertin Anela Franjkovic absolviert. Durch ihre Hände sind schon eine halbe Million Taschen gewandert. Sie kennt die Tücken des Prüfens aus dem Effeff: „Fake ist nicht gleich Fake. Da gibt es nicht nur freche Plagiate, sondern auch die gute Kopie und den Premium-Fake.“ Deshalb nehmen die Schätzer:innen sehr genau Seriennummern, Garne, Nähte, Punzen, Blindstempel, Typografie von Schriftzügen, Haptik, Form, Patina und sogar den Geruch der ihnen präsentierten Taschen unter die Lupe.

Tipps:

 

Autorin: Stefanie Badung

Vorteil Pfandkredit: Sachhaftung statt Personenhaftung

30.August 2022

Was ist der Vorteil der Sachhaftung beim Pfandkredit? | Foto: Axel Heiter

Wer jemand anderem Geld leiht, möchte es auch gerne wieder zurückbekommen. Und wenn das Gegenüber nicht gerade der beste Freund oder die beste Freundin ist, muss die Kreditwürdigkeit gewährleistet sein.

Eine Bank beurteilt diese, indem sie sich das monatliche Einkommen, die laufenden Verbindlichkeiten und das verfügbare Vermögen ihres Kunden oder ihrer Kundin anschaut. Durch eine SCHUFA-Auskunft wird sie zudem noch mehr über die Bonität erfahren wollen.

Wenn nämlich später die vereinbarten Raten nicht gezahlt werden können, wird sich die Bank das Geld auf anderem Weg zurückholen, zum Beispiel, indem sie eine Lohn- oder Gehaltspfändung oder eine Zwangsvollstreckung veranlasst. Deshalb will sie bereits vor der Kreditvergabe ganz genau wissen, ob es im Fall der Fälle überhaupt etwas zu holen gibt. Wer den Kredit nicht bedient, wird so in der Folge immer tiefer in die Schuldenfalle geraten und riskiert sogar eine Privatinsolvenz.

Dieses Prinzip wird Personenhaftung genannt, denn es ist bei einem Bankkredit immer die Person der Kreditnehmerin oder des Kreditnehmers, die für die Schulden geradestehen muss. Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand unverschuldet – z. B. wegen Krankheit oder Jobverlust – in diese Lage gekommen ist. Die Person haftet in jedem Fall – auch mit künftigem Vermögen.

Aber es geht auch anders. Im Gegensatz zur Personenhaftung beim Bankkredit steht die Sachhaftung beim Pfandkredit. Hier haftet ausschließlich der Wertgegenstand („die Sache“), den ein Kunde oder eine Kundin als Sicherheit hinterlegt. Dieser Gegenstand – beispielsweise Schmuck, eine Uhr, Gold oder Silber – wird bei uns im Leihamt bewertet und schon nach wenigen Minuten ist klar, wie hoch der maximale Kreditbetrag sein kann. Der Wert des überlassenen Pfandes deckt dabei unsere Kosten für Pfandkredit, Zinsen und Gebühren.

 

Niemand verschuldet sich beim Pfandkredit

Damit garantiert uns das überlassene Pfand, dass wir unser Geld auch dann zurückerhalten, wenn das Pfand nicht ausgelöst werden kann und in der Folge versteigert werden muss. Ergo: Wir nehmen immer nur die Sache in Haftung, niemals jedoch die Menschen, die den Pfandkredit abschließen. Aus diesem Grund können wir komplett auf SCHUFA-Abfragen und auf Einkommens- oder Vermögensnachweise verzichten. Ein schöner Nebeneffekt: Pfandkredite werden im Leihamt schnell und unbürokratisch vergeben.

Auch die Schuldenspirale dreht sich nicht. Von ihr spricht man, wenn immer wieder neue Kredite aufgenommen werden, um die Raten für ältere Kredite zahlen zu können. Wachsende Verschuldung und sinkende Bonität sind dann die Folgen. Bei einem Pfandkredit kann das nicht passieren. Wer weiteres Geld benötigt, hinterlegt einfach ein weiteres Pfand, das dann wiederum als „Sache“ haftet.

Und selbst wenn das gute Stück in die Versteigerung geht, liegen die Risiken ausschließlich beim Leihamt. Da eine Personenhaftung ausgeschlossen ist, tragen wir den Verlust, falls der Versteigerungserlös unerwartet zu niedrig ausfällt. Der Clou dabei: ist der Erlös höher als erwartet, steht dem Kunden oder der Kundin der komplette Übererlös zu.

Fazit: Mit der Sachhaftung beim Pfandkredit können Kund:innen nur gewinnen, aber nie verlieren.

 

Autor: Stephan Kirchner