Die Menschen im Leihamt: Alina Sprenger, Uhrmachermeisterin und Testsiegerin

20. Juni 2023 Stephan Kirchner
Das Leihamt, Alina Sprenger, Foto: Axel Heiter

Alina Sprenger – die Testsiegerin | Foto: Axel Heiter

Ihren ersten großen TV-Auftritt hatte Alina Sprenger im April, und sie hat es nicht einmal bemerkt. Der SWR war mit versteckter Kamera bei verschiedenen Goldankäufern in Mannheim unterwegs, um deren Arbeit zu beurteilen. Im Leihamt trafen die Testkäufer mit ihrem Schmuck auf die erfahrene Uhrmachermeisterin. Das Fazit des unabhängigen Sachverständigen, der die Szene hinterher beurteilen sollte: „Absolut fair, bis auf den Cent alles richtig gemacht“. Note Eins für unsere Frau Sprenger.

Die Testsiegerin selbst macht kein großes Aufheben darum. „Reiner Zufall, dass der Testkäufer zu mir kam. Meine Kollegen hätten ihn genauso fair und zuvorkommend bedient.“ Auf eine Sache legt sie größten Wert: „Ich behandle alle Kunden gleich. Ob alt oder jung, Mann oder Frau, mit einer Uhr für 5.000 oder einem Silberkettchen für 5 Euro.“ Eine ältere Dame, die offensichtlich nicht weiß, welch einen Schatz sie in den Händen hält, wird ebenso seriös beraten wie der Profi, der sich vorher ausgiebig informiert hat.

Die Seriosität eines öffentlichen Pfandhauses war für sie auch das wichtigste Kriterium, als sie sich im vergangenen Sommer nach 27 Jahren im Juwelierhandel auf eine offene Stelle als Schätzerin bewarb. Hier werde nicht auf Provision gearbeitet, sie könne sich Zeit für die Kundschaft nehmen und das anbieten, was für ihr jeweiliges Gegenüber am besten ist. Und sie weiß: Sie hat dafür den ausdrücklichen Segen der Geschäftsleitung.

 

Sie liebt Schmuck …

Seit 2009 ist die heute 52-jährige bereits Uhrmachermeisterin – ebenso wie ihr Vater, der im heimischen Bromberg eine Uhrenwerkstatt betrieb. Schon als kleines Mädchen war sie zu Hause von allerlei Uhren umgeben, und doch sagt sie: „Meine große Liebe gehört dem Schmuck.“ Bereits kurz vor ihrer Meisterprüfung beschloss sie, zusätzlich das Goldschmiedehandwerk von der Pike auf zu lernen und belegte erste Kurse in der Goldstadt Pforzheim. Nur drei Jahre später war sie auch hier eine Kapazität. Am Schalter selbst trägt sie allerdings keinen auffälligen Schmuck, das gehört für sie zur Professionalität.

 

… und kann fliegen.

Auch in ihrer Freizeit beschäftigt sich Alina Sprenger mit altem Schmuck. Sie kennt jedes Schmuckmuseum in der Umgebung bis hin zum Keltenmuseum am Glauberg mit den sensationellen Fundstücken. Und welche beruflichen Ziele sie hat? Ohne Zögern sagt sie: „Ich möchte noch Diamantgutachterin werden.“ Wer sie kennt, weiß, dass sie das auch noch wird, weil sie schon immer ihre Träume verwirklichte. Als die kleine Alina in den heimischen Wäldern Himmel und Sterne beobachtete, wollte sie zum Mond fliegen. Mit 19 war sie dann Segelflugpilotin, als einzige Frau unter lauter Männern in der Flugschule. „Fliegen kann sie, die Alina“, hieß es immer mit viel Respekt.

Im Leihamt wird sie für ihre herzliche und zupackende Art von Kunden und Kollegen gleichermaßen geschätzt. Und das ist ihr durchaus wichtig: „Ich kann nur stark am Schalter sein, wenn ich mich im Kollegenkreis wohlfühle und weiß, dass ich respektiert werde.“ Und das wird sie.

Autor: Stephan Kirchner

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