Die Menschen im Leihamt: Tobias Rackstraw, Experte Vario-Pfand

02. Juli 2021 AutorStefanie Badung
Portrait von Tobias Rackstraw, Schätzer im Leihamt Mannheim.

Tobias Rackstraw, Experte für Vario-Pfand beim Leihamt in Mannheim | Foto: Axel Heiter

Ein rostiger Trabi, der zum allradgetriebenen Geländewagen wird. Ein uraltes Fachwerkhaus, das zum ultramodernen Smarthome wird. Ein städtisches Amt, das zum Anbieter eines völlig neuartigen Finanzprodukts wird. Da, wo andere nur Gegensätze sehen, nimmt Tobias Rackstraw etwas völlig anderes wahr: die Chance, durch die Kombination vermeintlich widersprüchlicher Dinge etwas nie zuvor Dagewesenes zu schaffen.

Die Gabe, die Welt aus völlig unterschiedlichen Perspektiven zu sehen, muss Tobias Rackstraw in die Wiege gelegt worden sein. Als Sohn einer deutschen Uhrmacherin und eines englischen Naturwissenschaftlers ist er in Heidelberg geboren. Er besucht als Kind und Jugendlicher sowohl deutsche als auch englische Schulen. Vom Studium der Volkswissenschaften sattelt er auf das Goldschmiedehandwerk um und erlernt nebenbei das Tätowieren. So erschafft er tagsüber kunstfertigen Schmuck aus Gold und bringt abends Kunst unter die Haut.

 

„Gern auch mal anders“

Genau das, was auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpasst, übt auf Rackstraw also größten Reiz aus. Wenn genau diese Widersprüche zusammengesetzt werden, dann entsteht etwas unerwartet Neues – etwas, das die Menschen fasziniert. „Gern auch mal anders“ ist der rote Faden, dem Rackstraw unbeirrbar folgt. Da trifft es sich gut, dass er als Schätzer beim Leihamt in Mannheim arbeitet. Denn das einzig kommunale Pfandhaus Deutschlands hat ein Produkt entwickelt, das es so bisher nirgendwo anders gibt. Und dafür ist Rackstraw mitverantwortlich.

Beim sogenannten Vario-Pfand können Kund:innen ihre Wertgegenstände ab 10.000 Euro wahlweise diebstahlsicher verwahren, per Anruf, E-Mail oder Smartphone-App beleihen oder beides auf einmal tun – und das zu äußerst günstigen Konditionen. Diese sorgen dafür, dass das Vario-Pfand eine attraktive Alternative sowohl zum Dispokredit als auch zum Bankschließfach ist.

 

Kommunales Amt schafft innovatives Produkt

Dieses Angebot stehe den Konditionen eines klassischen Finanzdienstleisters in nichts nach, so Rackstraw und sei darüber hinaus um ein Vielfaches unkomplizierter und schneller im Bearbeitungsprozess. Er nennt ein Beispiel: „Die Kundin hat einen von uns geprüften und taxierten Wertgegenstand eingelagert und braucht aus irgendeinem Grund plötzlich Geld“.

Bei einem klassischen Finanzinstitut müsse sie jetzt Formulare ausfüllen und auf die Bewilligung warten. Beim Leihamt hingegen ruft die Kundin an und nennt die Höhe des benötigten Pfanddarlehens. „Wir überweisen die vereinbarte Summe auf das hinterlegte Bankkonto und schicken den Pfandschein per E-Mail“, erklärt Rackstraw. Das Ganze geht binnen Minuten über die Bühne und passiert kontakt- und bargeldlos.

Dass das 212 Jahre alte Leihamt als kommunale Institution ein solch innovatives Produkt entwickeln konnte, sei etwas, worauf er stolz sei. Und wie bei allen Gegensätzen, die zu einem kreativen Neuen kombiniert werden, fragt man sich: Wieso ist darauf nicht schon längst jemand gekommen?

Autorin: Stefanie Badung

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