Wie funktioniert Gold als Anlagegut?
Klare Antwort: gar nicht.
Edelmetalle haben keine Rendite, Edelmetalle wie Gold haben einen Anschaffungswert. Der Goldwert wird durch den Handel an den entsprechenden Börsen festgelegt. So entsteht ein weltweit einheitlicher Preis, bei dem Gold (Au für Aurum) pro Unze (31,1034768 g) in US-Dollar taxiert wird. Je nach Angebot und Nachfrage schwankt der Goldpreis von Tag zu Tag und auch innerhalb eines Tages zum Teil sehr stark. Fachleute nennen das volatil.
Falls Ihnen jetzt Aktienkurse in den Sinn kommen, haben Sie Recht. Aber während Aktien irgendwann nichts mehr wert sein können, wird Gold nach einem Kurseinbruch wieder einen (materiellen) Wert haben.
Grundsätzlich konnte man früher sagen: Je schlechter es an den Wertpapierbörsen lief, desto stärker stieg der Goldkurs. Krisen und Kriege befeuerten den Goldpreis zudem, was dem Gold den Beinamen Krisenwährung einbrachte. Das liegt daran, dass Gold unverderblich, selten und (immer noch) fälschungssicher ist und schon seit Jahrtausenden auf der ganzen Welt als Währung benutzt wird.
Da sich Gold nicht auflöst, muss das seit Anbeginn geförderte Gold noch in irgendeiner Form vorhanden sein. Gold abzubauen ist sehr aufwändig und teuer, es werden pro Jahr ca. 3.000 Tonnen Gold abgebaut. Bis 2021 betrug die weltweit insgesamt geförderte Goldmenge 205.238 Tonnen (Quelle: World Gold Council, above ground stock 2021). Das entspricht einem Goldwürfel mit 21,99 m Kantenlänge. Gold hat ein spezifisches Gewicht von 19,3 g/cm³, falls es jemand nachrechnen will.
46 % des Würfels gehen in die Schmuckindustrie, 22 % sind in Privatbesitz, 17% halten Noten- und Zentralbanken und 15 % verteilt sich auf Sonstige. Würde man das Gold des Würfels auf die 8 Milliarden Menschen gleich aufteilen, bekäme jede/r ca. 26 Gramm. Während das in den Industrieländern für viele nicht viel Geld bedeuten würde, könnte es in Afrika und Asien viele Menschen vor dem Verhungern retten. Gold hat schon immer mehr Elend als Glück in die Welt gebracht, das war vor 500 Jahren nicht anders als heute.
Gold hat die Währungen in der Welt beherrscht, und sein Besitz entschied über Macht, Wohlstand und Einfluss von Staaten. Der Goldstandard war das Maß der Dinge, das heißt, dass eine Notenbank nur so viel Geld drucken konnte, wie dem Gold als äquivalenter Wert gegenüberstand.
Dieser Goldstandard wurde 1973 in den USA abgeschafft. US-Präsident Richard Nixon hob am 15.08.1971 die Bindung des US- Dollars an die in Fort Knox gelagerten Goldreserven auf. Das löste einen Schock in den USA und der westlichen Welt aus. Der Schritt war aber notwendig, weil Staat und Wirtschaft in den USA deutlich mehr Geld brauchten, als Gold physisch verfügbar war. Seitdem gibt es weltweit fast nur noch Fiatwährungen (lateinisch: „fiat“ bedeutet „es entstehe“ oder es werde“), das heißt der Wert einer Währung ist nicht mehr an eine entsprechend hinterlegte Menge an Gold gebunden.
Obwohl also Gold und Geld eigentlich nichts mehr miteinander zu tun haben, kommen sie nicht voneinander los. Menschen kaufen Gold und legen es in den Tresor, um in Krisen, wenn die Währungen nichts mehr wert sind oder die Banken die Rollos runterlassen, noch etwas kaufen zu können. Stattdessen z. B. Zigaretten zu bunkern, das dürfte nun klard sein, würde nichts bringen.
Banken raten von Gold als Anlagegut in der Regel ab, weil sie damit nichts verdienen und meistens davon auch nichts mehr verstehen. Anlageberater sehen das differenzierter. Sie sagen, dass man 10–15 % seines frei verfügbaren monetären Vermögens in bankhandelsfähiges Gold anlegen sollte.
Dadurch stellt sich die Frage, wohin damit? Ins Schließfach der Bank? Das wäre nicht ratsam, siehe die Rollos oben. Bei sich zu Hause im Schlafzimmer zwischen den Handtüchern? Auch nicht ratsam.
Es gibt hier Lösungen, die zum Teil clever, zum Teil auch sicher, zum Teil aber auch abenteuerlich sind, wie z. B. Zollfreilager in Steueroasen im Ausland. Kann man machen, sollte man meiner Meinung nach aber nicht. Wer sagt denn, dass diese Staaten in Krisenzeiten nicht auch die Rollos herunterlassen?
Einige Banken bieten deshalb nunmehr Schließfächer mit Versicherungsschutz außerhalb ihrer Kassenräume an, die rund um die Uhr verfügbar sind. Das Leihamt hat mit dem Variopfand hier auch ein Produkt im Portfolio, das zudem noch als günstige Finanzierung dienen kann.
Zurück zur Frage: Mit Edelmetallen erzielt man keine Gewinne, es dient als Risikoabsicherung. Als Faustformel gilt: Geld, welches man übrighat und das nicht als Notreserve herhalten muss, kann man in Gold anlegen. Warten Sie nicht auf einen günstigen Goldpreis, der kommt nämlich nie. Kaufen Sie Gold in vernünftigen Größenordnungen, z. B. in 1-Unzen-Barren oder Münzen wie z. B. dem Krügerrand. So haben auch den Vorteil, dass Sie das Gold je nach Bedarf in kleineren Einheiten wieder verkaufen können.
Ist es sinnvoll, Gold als Schmuck zu hinterlegen? Das kann man nicht richtig beantworten. Da Schmuck einen deutlich höheren Anschaffungswert als sein reiner Gegenwert in Gold hat, ist es rein wirtschaftlich gesehen nicht zu empfehlen. Sollte aber der Staat den Handel mit Gold verbieten und alles bankhandelsfähige Gold aus Privatbesitz einsammeln, würde Goldschmuck unendlich an Wert gewinnen. Das wird nie passieren denken Sie? Man soll nie nie sagen. Und niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.
Die 22-Karat-Goldarmreife, wie sie in den orientalischen Ländern als Wertanlage verwendet werden, sind so gesehen nicht die unklügste Alternative. Das wissen wir Pfandleiher nicht erst seit gestern.
Autor: Jürgen Rackwitz