Seit 500 Jahren gibt es sie in Deutschland, seit 1809 auch in Mannheim: öffentliche Pfandhäuser. Nachdem in den letzten Jahren Augsburg, Stuttgart und Nürnberg ihre Pforten schließen mussten, ist noch eines übrig geblieben: das Leihamt in Mannheim. Im Volksmund heißt es auch „Der große Schrank von Mannheim“ und galt schon früher als eine der schönsten und ältesten Pfandkreditanstalten Deutschlands. „Die Geschichte des Leihamts ist auch die Geschichte der Menschen in Mannheim“, sagt Geschäftsführer Jürgen Rackwitz.
Zum 200-jährigen Jubiläum präsentiert das Leihamt das Buch „Der große Schrank von Mannheim. Aus der Chronik des Städtischen Leihamts“.
Für den Band, der in der kleinen Schriftenreihe des Mannheimer Stadtarchivs herausgegeben wird, hat der Mannheimer Historiker Dr. Carl-Jochen Müller drei Jahre in 19 Archiven in Europa recherchiert, kuriose Geschichten und interessante Überlieferungen festgehalten.
Das mit vielen historische Aufnahmen bebilderte Buch kann auch unter per E-Mail beim Leihamt zum Preis von 19,95 € bestellt werden.
Das Innere des repräsentativen Gebäudes wird mit beträchtlichem finanziellen Aufwand renoviert und modernisiert. Begrüßt vom Götterboten Hermes, dem Gott des Handels, dessen Büste oberhalb des Portals den Eingangsbereich ziert, erwartet den Besucher beim Betreten des Gebäudes ein großzügiger Schalterraum mit separaten Beratungszonen, die die nötige Diskretion für das persönliche Kundengespräch gewährleisten.
Weitere Service-Elemente sind der Informationsschalter und das neu eingeführte Wegleitsystem.
Die imponierende Dachkonstruktion aus Stahl und Glas sowie der monumentale Prachtlüster sorgen im Foyer für ein helles, kundenfreundliches Ambiente. Ein weiterer Blickfang ist die beeindruckende Galerie, die zum gut ausgestatteten Auktionssaal führt.
2002 wird ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt und das Städtische Leihamt Mannheim zertifiziert.
Ab Juni 1990 besitzt das Leihamt wieder ein eigenes Dienstgebäude.
Das palazzoartige Gebäude in D 4 wurde 1901 von den schweizerischen Architekten Philipp Jelmoli und Karl Blatt für die Südwest-Deutsche Bank (Heute: Deutsche Bank AG) errichtet. Das Städtische Leihamt Mannheim lässt eine denkmalgerechte Sanierung der Fassade durchführen. Der Kaufpreis des Hauses sowie die Sanierungskosten werden aus eigenen Mitteln aufgebracht.
Der Grundriss des historischen Bauwerks ist rechtwinklig und symmetrisch. Die helle Fassade besteht aus Vogesen-Sandstein mit den für den italienischen Renaissancestil typischen Elementen wie nach festgelegten Regeln angeordnete Ziergiebel und Rundbögen. Fenster, die von Säulen und Pilastern gerahmt werden und eine klare Strukturierung der Fassade durch horizontale Gesimse.
Foto: Städtisches Leihamt, Außenaufnahme 2009
Urheber: Hähnle/Elfner
Quelle: MARCHIVUM [AB02106-002]
Differenzen mit der staatlichen Domänenverwaltung über die Miethöhe führen zum Auszug aus N 1 und dem Kauf eines eigenen Hauses in E 5. Die Stadt Mannheim benötigt jedoch 1905 das Areal zum Bau des technischen Rathauses und so überlässt das Städtische Leihamt Mannheim, wie es zwischenzeitlich hieß, der Stadt seine Liegenschaften. Als Entschädigung bekommt es das erste Obergeschoss des Zeughauses zugewiesen. Über die Fremdnutzung dieses historischen Bauwerks sind bestimmte Kreise in Mannheim alles andere als erfreut. Polemische Zeitungsartikel verlangen den unverzüglichen Auszug.
Foto: Zeughaus mit Moltke-Denkmal 1908-1910
Quelle: Hochbauamt / MARCHIVUM [GP00042-007]
Das Städtische Leihamt Mannheim wird 1809 mit Genehmigung des Großherzogs Carl Friedrich von Baden gegründet. Ziel der Einrichtung ist, dem wucherischen Treiben der privaten Pfandleiher entgegenzuwirken und damit „dem Besten der bedürftigen Volksklasse zu dienen“. Das Leihhaus kommt zunächst im ehemaligen Porzellangewölbe des Kaufhauses im Quadrat N 1 unter.
Foto: Kaufhaus N 1 ca. 1870
Stich: Gebrüder Klauber
Quelle: MARCHIVUM [KF034068]
Etwa zehn Jahre bevor Mannheim als erste Stadt im Großherzogtum Baden ein Leihamt erhält, muss Kurfürst Karl Theodor den kurpfälzischen Hausschatz für 250.000 Gulden beim Münchener Pfandamt versetzen – um seine pfälzischen Beamten bezahlen zu können.