„Rabatt, Ihr Leute lasst Euch sagen, hat der Händler vorher draufgeschlagen“
Jürgen Rackwitz
Jürgen Rackwitz legt großen Wert darauf, qualitativ einwandfreie Waren zu fairen Preisen anzubieten | Foto: Axel Heiter
Ein Beitrag von Jürgen Rackwitz.
„Rabatt, Ihr Leute lasst Euch sagen, hat der Händler vorher draufgeschlagen“.
Das sagt mein Freund Helmut immer dann, wenn unsere beiden Ehefrauen wieder einmal auf der digitalen Rabattjagd sind. Es ist, als ob er ein altes Sprichwort auspackt, um sich über den Eifer unserer Partnerinnen lustig zu machen.
Es ist interessant zu beobachten, wie sich unsere Jagdinstinkte von früheren Zeiten bis heute entwickelt haben. Vor zehntausend Jahren schalteten unsere Vorfahren bei der Jagd nach Nahrung oft ihren Verstand aus und vertrauten allein ihren Instinkten. Dieses Verhalten trug wahrscheinlich maßgeblich zum Aussterben der Mammuts bei. Instinkte sind jedoch ein faszinierendes Phänomen, da sie sich über die Zeit hinweg bei Frauen besser zu entwickeln scheinen als bei Männern.
Frauen sind oft geschickter in der Kunst des Verhandelns, zäher und zielstrebiger als Männer, wenn es darum geht, Schnäppchen zu finden und zu ergattern. Sie sind wie Raubtiere, die geduldig ihre Beute umkreisen, bis sich der Händler oder Verkäufer schließlich in sein unvermeidliches Schicksal ergibt.
Aber was ist mit den Händlern? Ich bin selbst ein Händler und lege großen Wert darauf, qualitativ einwandfreie Waren zu fairen Preisen anzubieten. Oft sind meine Preise deutlich niedriger als die meiner privaten Konkurrenten. Doch dann betreten Kundinnen meinen Laden und erzählen von den angeblichen 25 % Rabatt auf Goldwaren im Laden nebenan. Nach 44 Jahren Berufserfahrung und 38 Jahren Ehe in zwei verschiedenen Partnerschaften weiß ich, dass in solchen Momenten das Diskutieren meist nicht viel bringt. Ich reagiere gelassen: „Dann gehen Sie doch zu Netto!“ und deute schweigend auf den Ausgang.
Unser alter Betriebsleiter verwies immer auf unsere Tiefstpreise und räumte am Ende mit seinem charmantesten Lächeln doch noch ein paar Euro Rabatt ein. Denn Rabatt braucht und will der kaufende Mensch wie die die Luft zum Atmen.
Rabatte sind ein komplexes Thema, von Netto- und Bruttopreisen über Lockvogelangebote bis hin zu Rabattaktionen und unlauterem Wettbewerb. All diese Begriffe könnte ich hier ausführlich erläutert werden, aber oft ist es einfacher, sie am Beispiel zu verstehen. Hier erinnere ich mich an eine Szene aus einem TV-Beitrag, die das Thema Rabatt auf den Punkt brachte.
In seinem Ramba-Zamba-Schnäppchenmarkt in Bad Gandersheim wurde vor einigen Jahren der (in Mannheim geborene) Inhaber Alexander Walzer von einem Reporter eines TV-Teams nach dem Rezept seines wirtschaftlichen Erfolges gefragt. Statt langer Erklärungen schnappte er sich daraufhin zwei Flaschen Shampoo und hielt diese einer Kundin, die gerade seinen Laden betrat, vor die Nase. „Sehr geehrte Dame, darf ich Ihnen unsere neueste Rabattaktion vorstellen: Kaufen Sie zwei Shampoos und bezahlen Sie nur eins. Oder kaufen Sie zwei Shampoos und erhalten Sie 70 % Rabatt auf den Gesamtpreis.“
Die Dame meinte, sie sei ja nicht blöde und sie nehme natürlich das eine geschenkt. Quod erat demonstrandum. Den Kommentar von Herrn Walzer spare ich mir.
Ich habe mir überlegt, etwas ähnliches einmal im Leihamt mit einem Goldbarren auszuprobieren. Bei meinem Glück würde ich sicherlich eine Stammkundin des Leihamtes erwischen.