Schlagwort: Auktionshäuser
Das Leihamt stellt vor: Das Crédit Municipal de Paris
28.Februar 2023Credit Municipal de Paris | Quelle: Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
Als letztes deutsches kommunales Pfandhaus blicken wir stolz auf unsere eigene lange Geschichte zurück. Aber es gibt viele interessante Pfand- und Auktionshäuser im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Sicher fallen Ihnen direkt selbst einige ein. Die Berühmtesten möchten wir Ihnen etwas genauer vorstellen.
Nach dem Dorotheum in Wien blicken wir diesmal auf das Crédit Municipal de Paris, das älteste Pariser Finanzinstitut und eines der ältesten Auktions- und Pfandhäuser in Europa überhaupt. Gegründet wurde es im Jahr 1777, um notleidenden Familien finanzielle Unterstützung zu bieten. Im Laufe seiner mehr als 240-jährigen Geschichte wurde es zu einem wichtigen sozialen Akteur, der sogar Bildungsprogramme und andere Hilfsmaßnahmen für Bedürftige organisiert.
Zwei Beinamen, unter denen das Crédit Municipal de Paris auch bekannt ist, spielen auf dessen Ursprung und Rolle an: „Mont-de-Piété“ bedeutet „Berg der Barmherzigkeit“ und bezieht sich auf die Wurzeln als kirchliche Einrichtung nach dem Vorbild spätmittelalterlicher italienischer Leihhäuser. „Ma Tante“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung und bedeutet „Meine Tante“. Es ist eine Anspielung darauf, dass das Pfandhaus von den Bürger:innen wie eine freundliche Verwandte empfunden wird, die einem in schwierigen Zeiten hilft.
Das beeindruckende Gebäude aus dem 17. Jahrhundert befindet sich seit jeher im Zentrum von Paris. Es wurde im Laufe der Zeit mehrfach renoviert und erweitert und verfügt über einen eleganten Empfangsbereich, ein Museum, einen Konferenzsaal und einen Konzertsaal.
Unterstützung bei finanziellen Notlagen
Ins Leben gerufen wurde das Institut auf Betreiben von Théophile Bertin, der damals ein einflussreicher französischen Minister war. Es sollte eine Alternative zu den Wucherzinsen anderer Pariser Geldverleiher bieten, indem es armen Familien die Möglichkeit bot, Wertgegenstände zu verpfänden und sich auf diese Art etwas Geld zu leihen.
Heute bietet das Crédit Municipal de Paris eine Vielzahl von Finanzdienstleistungen an, darunter beispielsweise auch Sparkonten. Doch zu den Hauptaktivitäten gehört nach wie vor die Pfandleihe. Die meisten Pfandgegenstände sind Schmuck, Uhren, Edelsteine und Gold. Aber auch Kunstgegenstände, Bücher und Antiquitäten werden angenommen.
Regelmäßig finden Auktionen statt, bei denen die nicht ausgelösten Pfandgegenstände versteigert werden. Sie finden in der Regel im hauseigenen Auktionssaal statt und sind auch online zugänglich. Das Crédit Municipal de Paris arbeitet eng mit Experten und Spezialisten zusammen, um sicherzustellen, dass die Bewertungen und Schätzungen der Objekte korrekt sind.
Historisch bedeutende Auktionen
In den vergangenen Jahrhunderten hat das Crédit Municipal de Paris zahlreiche historisch bedeutende Auktionen durchgeführt.
- Eine der bekanntesten war die Versteigerung der Kronjuwelen von Frankreich im Jahr 1885. Diese Juwelen, von der französischen Königin Marie Antoinette getragen, wurden während der französischen Revolution konfisziert und anschließend im Crédit Municipal de Paris aufbewahrt. Sie wurden auktioniert, um die Schulden des französischen Staates zu tilgen.
- Ein weiteres Highlight war die Versteigerung der Sammlung von Napoleon III. im Jahr 1872, die viele bemerkenswerte Kunstwerke und antike Möbel enthielt.
- In den 1930er Jahren versteigerte das Institut eine Sammlung wertvoller Bücher, darunter auch eine Erstausgabe von Voltaires „Candide“, die für mehr als 350.000 Francs verkauft wurde.
- 1954 wurde ein Diamant von mehr als 70 Karat versteigert, der für mehr als 4 Millionen Francs den Besitzer wechselte.
- 2009 kam die Kunstsammlung von Yves Saint Laurent und Pierre Bergé unter den Hammer. Sie umfasste mehr als 700 Kunstwerke, darunter Werke von Picasso, Matisse und Brancusi, sowie Möbel und Dekorationsgegenstände.
Eine faszinierende Institution
Das Crédit Municipal de Paris ist ein Ort, an dem man echte Pariser Geschichte erleben kann. Dazu kann man an einer der regelmäßig stattfindenden Auktionen teilnehmen oder einfach das historische Gebäude und die Ausstellungen im Museum des Hauses erkunden.
Wer des Französischen mächtig ist, findet viele weitere Informationen auf der offiziellen Webseite https://www.creditmunicipal.fr.
Autor: Markus Biedermann
Das Leihamt stellt vor: Das Dorotheum in Wien
31.Januar 2023Auktion im Dorotheum | Fotograf: Bartwatching, Quelle: flickr (CC BY-ND 2.0)
Als letztes deutsches kommunales Pfandhaus blicken wir stolz auf unsere eigene lange Geschichte zurück. Aber es gibt viele interessante Pfand- und Auktionshäuser im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Sicher fallen Ihnen direkt selbst einige ein. Die Berühmtesten möchten wir Ihnen etwas genauer vorstellen.
Den Anfang macht das 1707 in Wien gegründete Dorotheum. Dort befindet es sich noch heute im Herzen der Stadt. Das größte Auktionshaus Österreichs veranstaltet neben den regulären Auktionen auch Privatverkäufe und Online-Auktionen.
An insgesamt einem Dutzend Standorten geben die österreichischen Experten ihre Bewertungen und Schätzungen in Bereichen wie Kunst, Antiquitäten, Schmuck, Uhren, Münzen, Briefmarken, Bücher usw. ab. Zudem arbeitet man mit Museen, Galerien und anderen Institutionen zusammen. Dadurch können bei den Versteigerungen oft ganz besonders interessante und wertvolle Objekte angeboten werden.
Historisch bedeutende Auktionen

Das Dorotheum hat im Laufe seiner Geschichte viele hochkarätige Auktionen abgewickelt.
- 1730 führte das Dorotheum eine Auktion der Sammlung von Kaiser Karl VI. von Österreich durch.
- 1809 wurde die Kunstsammlung von Erzherzog Leopold II versteigert, die Werke von berühmten Künstlern wie Rubens, Tizian und Tintoretto umfasste.
- 1822 folgten Werke von Künstlern wie Rembrandt, Vermeer und Frans Hals, die der Fürst Metternich von Österreich gesammelt hatte.
- 1898 versteigerte das Dorotheum die persönliche Sammlung von Kaiserin Elisabeth von Österreich, auch bekannt als Sisi.
- 1968 ging es um eine breite Palette von Auktionsgegenständen wie Möbel, Porzellan, Silber und anderes Kunstgewerbe, der der Privatsammlung der königlichen Familie von Liechtenstein entstammte.
- 2019 kam eine Sammlung des Leopold-Museums unter den Hammer. Sie umfasste eine breite Palette von Gegenständen wie Gemälde, Skulpturen, Möbel und andere dekorative Kunst.
Der Hauptsitz in Wien ist das prestigeträchtige „Palais Dorotheum“, ein wunderschönes historisches Gebäude, das 1894 erbaut wurde. Es verfügt über ein Café, ein Restaurant und einen großen Empfangssaal, der auch für Veranstaltungen genutzt wird. Nicht nur für Kunst- und Antiquitäten-Liebhaber ist das Palais eine Attraktion, sondern für alle, die sich für die Geschichte und Kultur Wiens interessieren.
Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn Sie nicht vorhaben, auf etwas zu bieten! Vieles mehr über das Dorotheum erfahren Sie auf dessen Webseite dorotheum.com.
Autor: Markus Biedermann