Die Menschen im Leihamt: Anton Meinzer, Experte für Gold und Silber

24. November 2021 Stefanie Badung
Anton Meinzer, Experte für Gold und Silber beim Leihamt in Mannheim

Anton Meinzer, Experte für Gold und Silber beim Leihamt in Mannheim | Foto: Axel Heiter

Den Beruf des Pfandleihers hatte Anton Meinzer zu keiner Zeit auf dem Schirm. Und trotzdem spürt er jeden Morgen, wenn er seinen Dienst im Leihamt Mannheim antritt: „Das ist genau das, was ich machen möchte! Und genau an dem Ort, an dem ich es machen möchte!“ 

Im März 2022 wird Anton Meinzer zehn Jahre am Schalter des Leihamts Tausende von Kund:innen bedient, Tausende von Wertgegenständen taxiert sowie Tausende von Kilogramm Gold angekauft und verkauft haben. Als der gelernte Goldschmied 2012 im Vorstellungsgespräch gefragt wurde, wie er in Krisen reagiere, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Ich komme gerade von einer dreimonatigen Solo-Südamerika-Reise zurück. Weder bei der Überquerung eines Gletschers in den Anden noch bei der Arbeit mit Kindern in der Favela oder Wanderungen durch die Wälder von Feuerland wurde mir ein Haar gekrümmt. Wenn ich eins bin, dann nervenstark.“

Hinzu kommt: Die Menschen, die bei einem finanziellen Engpass Hilfe im Leihamt suchen, fassen blitzschnell Vertrauen zu dem 31-Jährigen. Mit offenem Blick und Engelsgeduld nimmt er sich Zeit für alle, die den Weg in das prächtige Jugendstilgebäude in D4 gefunden haben. Dass er im einzigen kommunalen Pfandhaus Deutschlands nicht unter Verkaufsdruck steht, schätzt Meinzer sehr: „Ob jemand ein Pfand mit 100 oder 10.000 Euro beleiht, spielt hier keine Rolle.“ Alle bekommen die gleiche Aufmerksamkeit, die gleiche Wertschätzung und den gleichen Respekt. Aus Erfahrung weiß er, dass fast nichts so subjektiv ist wie die Geldsumme, die jemand in einer Notlage benötigt. Der Erste braucht am Monatsende 30 Euro zum Essen, die Nächsten brauchen 500 Euro zur Autoreparatur und die Dritte braucht 8.000 Euro zur Begleichung ihrer Steuerschuld. Dass die Menschen an ihren Schätzen hängen, weiß Meinzer. Denn 93 Prozent der Pfänder gehen nicht in die Versteigerung, sondern werden vorher von ihren Besitzer:innen wieder ausgelöst.

 

Experte für An- und Verkauf von Gold und Silber

Wer wann mit welchen Kostbarkeiten ins Leihamt kommt, weiß der Goldschmied und Diamantgutacher nie. Womöglich liebt er deshalb so die Abwechslung und Vielfalt seines beruflichen Alltags. Dabei ist der Pfandkredit, also das Prüfen, Bewerten und Beleihen von Armband- und Taschenuhren, Porzellan, Markenwerkzeug, Musikinstrumenten und Fahrrädern, die eine Seite der Medaille. Die andere ist der Edelmetallhandel, den Meinzer mit seinem Kollegen Marek Brach im Leihamt aufgebaut hat. Täglich kaufen die beiden Experten Gold und Silber – durchschnittlich 5 bis 15 Kilogramm pro Monat.

Dabei kommen die geprüften und nach aktuellem Gold- und Silberpreis taxierten Stücke – zum Beispiel Goldmünzen, Goldmedaillen, Bruchgold, Zahngold, Altgold oder Goldschmuck jeglicher Art – im nächsten Schritt in die Scheideanstalt. Dort werden Verunreinigungen entfernt und das reine Edelmetall in Barren gegossen. Aber auch, wer bankhandelsfähige Goldmünzen und Goldbarren in einem seriösen Rahmen und zu attraktiven Konditionen kaufen möchte, ist bei Meinzer bestens aufgehoben.

 

Vorwärts denkender Mensch

Anton Meinzer ist ein Mensch, der im Leben immer vorwärts denkt. Deshalb hat er sich 2020 auf den mühsamen Weg zum Goldschmiedemeister begeben. Diese Ausbildung absolviert er berufsbegleitend und mit viel Elan. Darüber hinaus unterstützt er die Digitalisierung, die das Leihamt auf noch effizientere Beine stellen wird. Und wenn er dann doch mal ein Stündchen Ruhe hat? Was tut er zur Entspannung? „Dann mähe ich den Rasen“, schmunzelt er, und das nimmt man ihm auch sofort ab.

 

Autorin: Stefanie Badung

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